Leser- und Pressestimmen.
Rezension von Dr. Thomas Hanstein im Rauen Coaching-Newsletter 2021:
So wichtig Prozesshaftigkeit, Lösungs- und Zielorientierung im Coaching sind, mit der Metapher „auf den Punkt kommen“ – so der Untertitel des Buches – wird mit der Publikation „Coaching des Todes“ ein innovativer Ansatz für die Begleitung existenzieller Situationen im Leben gewählt. Es mag auf den ersten Blick verwundern, weshalb das Buch nicht beispielhaft als „Sterbecoaching“ überschrieben ist. Allerdings spiegelt genau dies die spezielle Fokussierung auf Existenziale – und damit letztlich auf den Tod. Denn, wie jeder Seelsorger und Sterbebegleiter weiß, ist auch Sterben ein Prozess – ähnlich wie die allermeisten Begleitungen im Coaching –, der Tod indes ist dessen Endpunkt. Dieser Radikalität stellt sich „Coaching des Todes“, konsequent zu seinem Titel – und nicht zuletzt seinem durchweg (schwarzen) Einband.
In 43 einzelnen Kapiteln wird Schlieper-Damrichs Auseinandersetzung mit dem Thema Tod entfaltet, wobei man dem Buch durchgängig die Ausbildung und Erfahrung des Autors in den Coaching-Feldern Werte, Sinn und Krisen anmerkt. Wichtige und wiederkehrende Aspekte sind: Wertfülle, existenzielle Erfahrungen, Lebenssinn und Verantwortung. Der Augsburger Coach, Therapeut und Autor greift in seinen Fragestellungen und Reflexionen nicht nur – aber immer wieder – auf das Sinnkonzept und die Logotherapie von Viktor Frankl zurück, sondern verdichtet seine Betrachtungen mehrperspektivisch aus verschiedenen wissenschaftlichen Linien sowie aufgrund eigener Coachingprozesse und v.a. auch persönlicher Erfahrungen. Auf der Ebene des interdisziplinären Zugangs wird neben dem profunden Wissen des Autors auch die breite Unterstützung durch Expert*innen verschiedener Fachdisziplinen – der Logotherapie und Medizin, der Philosophie und Physik sowie dem Werte- wie Krisencoaching – durchweg deutlich. Die immer wieder eingeflochtenen Fallbeispiele, Aphorismen sowie Impulse zur Reflexion spiegeln die Erfahrungsdichte des Lebensthemas Tod. Die Reflexionstiefe, mit der sich der Autor dieses „Themas“ stellt, scheint nicht nur ein persönliches Interesse von Schlieper-Damrich zu sein, sondern wirkt zutiefst authentisch.
Wer Menschen auf dem Weg zum – physischen – Tod begleiten darf, der kennt das Phänomen einer nicht beschreibbaren letzten Klarheit: Da fällt kein Wort zu viel. Da stimmt der Ton. Da sind Botschaft und Sinn eindeutig. Diese Geist-Leib-Seele-Fokussierung im Angesicht des nahenden Todes steht aber sonstigen, üblichen Coaching-Aspekten diametral gegenüber: Wo Erfolg an erster Stelle steht, geht es hier um Werte. Wo Effizienz als oberstes Prinzip genannt wird, lauten die Ziele hier die Erfahrung und das Wiederfinden von Sinn. Schlieper-Damrich vermag es, ohne Betroffenheitspädagogik, hier und da sogar mit einem Hauch von Leichtigkeit bis hin zu einer Prise Humor für ein Thema zu öffnen, das in unserer Gesellschaft ansonsten ein emotionalisiertes und/oder mit Angst besetztes und verdrängtes Minenfeld ist. Leitend scheint das Interesse an einer Kompetenz zu sein, den Tod buchstäblich ins Wort zu nehmen, um so „auf den Punkt zu kommen“ – so der Untertitel. Damit kommt dem Tod – erstaunlicherweise nicht direkt so formuliert, aber unterschwellig auf der Haltungsebene deutlich – kein „Aus“ zu, sondern es bleibt eine Energie, die vom handelnden Subjekt Mensch zu verantworten ist. Und genau diese Visualisierung passt sich auf dem Cover auch in das sonstige Schwarz des Buches ein. Mit dem abschließenden Kapitel „Ja, aber“ – als Kontrapost aus der bis dahin durchlaufenden Nummerierung herausgenommen – und den drei folgenden Arbeitsblättern mit den Themen: „Die Brückenentscheidung“, „Der existenzielle Abschied“ und „Der Eigenauftrag“ mündet das Buch in ganz praktischen Anleitungen für ein Coaching des Todes. Zahlreiche Illustrationen unterstützen bis dahin die Leserfreundlichkeit dieser über 400-seitigen Monografie.
Nicht nur für Coaches, Berater und Therapeuten bietet „Coaching des Todes“ einen breiten Einblick in ein (zu) oft gemiedenes Thema. Auch Philosophen und Theologen dürfen dankbar sein, dass sich ein Kaufmann der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre auf dieses Terrain vorwagt. Dadurch wirkt seine Auseinandersetzung nicht „ideologisch“ vorbelastet. Sondern sie gewinnt Klarheit und kann dadurch immer wieder „auf den Punkt“ kommen, weil sie das Abschiednehmen und Erfahren von Sinn auf voraufgehenden, tieferliegenden Werteebenen gründet. Der Ansatz ist daher auch gänzlich frei von weltanschaulichen Glaubensinhalten, sodass das hier vorgestellte Konzept für eine kulturell und religiös plurale Gesellschaft eine wichtige Grundlage darstellt. Eine diesbezügliche Rezeption ist „Coaching des Todes“ zu wünschen!
Fazit: Sterben und Tod sind in der westlichen Gesellschaft an Spezialisten delegiert worden. Damit ist das Thema nicht nur aus dem Alltag verdrängt worden, sondern in gewisser Weise auch ein Tabu. Die Corona-Pandemie hat wieder daran erinnert, dass der Tod zum Leben – und zum Beruf – gehört. Sie hat schmerzhaft in die Komfortzone eingegriffen und verdeutlicht, dass es auch im Leben und Beruf kleine und größere Tode gibt. Diese Tode lassen sich zwar für gewisse Zeit verdrängen, man muss sich ihnen aber stellen, um zur Klarheit zu gelangen und Sinn zu erfahren. Für die Begleitung dieses letzten Schrittes, „auf den Punkt zu kommen“, ist „Coaching des Todes“ eine sehr wertvolle Lektüre – gleichermaßen für die Bereiche Personal und Business Coaching. Als gut erweiterbar kann der Ansatz auch insbesondere für das Feld des Exit-Coachings und der Exit-Strategien empfohlen werden!
Zitat: „Ist eine Person auf den Punkt gekommen, so bringt sie damit zum Ausdruck, im Einklang zu stehen mit dem Wert, den sie frei verwirklichen will und mit dem sie sich verantwortlich auf einen Sinnanlass ausrichtet.“ (S. 150)
Rezension von Nicole Schwarz, Expertin für Soziale Prozesse und Wertschöpfungseffekte, Chur/Schweiz:
"Coaching des Todes – für mich als Leserin eine Reise, bei der ich auf authentische Weise nicht zu einem sofortigen und schnellen Ziel geführt wurde. Vielmehr waren die zu Beginn des Buches versprochenen Sprünge und Seitenstränge spannend und wie das Leben und der Tod nicht immer straight und voraussehbar. Leser und Leserinnen, die sich ein handliches Coachingbuch mit Tipps und Tools zur schnellen Bewältigung von Abschiedssituationen erhoffen, sollten woanders suchen.
Das Thema ist meines Erachtens so essentiell, dass es - auf den Punkt gebracht - möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden müsste. Dass der Autor sich dies von Coachs erhofft, zeigt einerseits den lebenspraktischen Bezug auf, den das Buch dann vermittelt, wenn nach der Vermittlung theoretischen Rüstzeugs zahlreiche Coaching-Praxisfälle die Verständnisbrücken bauen. Bei der wissenschaftlich-theoretischen Auseinandersetzung, die der Autor mit zahlreichen neuen Perspektiven aus der Sinntheorie und Logotherapie Viktor Frankls anbietet, kommt es sicher darauf an, ob der Leser dem zugrundeliegenden Menschenbild folgen kann und er bereit ist, sich der intellektuellen Herausforderung zu stellen. Gerade die Unterscheidung des existentiellen Abschieds von normalen Abschieden und die damit verbundenen existenziellen Gefühle, deren Vorstellung im Buch viel Raum gegeben wird, bedingen ausreichend Ruhe in der Verarbeitung des Textes. Ebenso gilt dies für die Bedeutung der Verwirklichung der von Frankl so genannten Einstellungswerte und der erweiterten Thesen zur Person.
Ich hatte den Eindruck, dass ich für das Verständnis sehr von einer bereits zuvor vollzogenen Annäherung an das Lebenswerk von Viktor Frankl profitiert habe. Wer sich hier noch nicht gut aufgehoben fühlt, dem mag das Buch Wertecoaching des Autors eine hilfreiche Basis sein. Coaching des Todes erweitert den Reflexionsspielraum und das Methodenrepertoire –ein echter Mehrwert! Mehr noch aber macht das Buch Lust auf Leben mit den dazugehörigen Herausforderungen und hält der Angst vor den Toden im Leben etwas entgegen, was jeder besitzt und nicht erfunden werden muss.
Mir persönlich hat das Buch einen Weg eröffnet, Sinn im Tod zu spüren und das ‚Handwerkszeug‘ gleich mitgegeben, diesen eigenverantwortlich zu verwirklichen. Die Erkenntnis, dass Leben nach Tod auf eine solche Weise in meinen Händen liegt, hält der Verdrängung, der Hilflosigkeit, der Trauer und der Angst, ein gutes Stück Zuversicht und Handlung entgegen. Dort, wo vorher Ohnmacht war, sprengt der Sinn die Türe ins ‚Nichts‘ und lässt einen neuen Lebensraum entstehen. Unglaublich. Für mich ist zudem eine neue, erweiterte Realität entstanden, die es mir ermöglicht, über persönliche Werte ‚in Kontakt zu bleiben‘ mit geliebten Menschen, die ich verloren habe. Und das, obwohl der physische Tod eines Menschen gar nicht im Vordergrund des Buches steht."